Akiko Tomikawa


Sie zaubert mit ihren papierenen Fäden fast so etwas wie Licht-Luftskulpturen in den Raum. Seit 1989 lebt sie in Europa und verwendet die Fasern einer Leinenpflanze, japanisch Ama, botanisch Linum usutatissimus statt der Maulbeergewächse. Jedoch ist die Wirkung ganz ähnlich, auch wenn sie keinen Pflanzenschleim hinzufügt. Außerdem bewegt sie das Schöpfsieb nicht nach den allgemeinen Regeln, sondern frei, so dass sie die Gestalt des Papierbogens nach ihren Vorstellungen beeinflussen kann. Sie hat zwei Möglichkeiten, dem Papier eine eigene Form zu geben: einmal dreht sie es zu Fäden, bündelt diese und hängt sie senkrecht oder durchschwingend auf. Sie nehmen das Licht auf und teilen es ganz langsam dem Raum wieder mit. Ein Lichterwald, der ein wenig an HasegawaTohakus „Kiefern im Nebel“ erinnert oder im Schwingen vielleicht an einen Wasserfall. Wandobjekte gestaltet sie mit schmalen Streifen, senkrecht wie Lamellen auf eine Bildfläche aufgebracht. Streicht ein leichter Luftzug darüber hin, scheinen sie sich in lebendige Wesen zu verwandeln.


Irmtraud Schaarschmidt Richter



Aus: WASHI, Handwerk, Kunst und Gebrauch des japanischen Papiers, S.85, Edition Peperkorn,
ISBN 10: 3 929181 71 1, ISBN 13:978 3 929181 71 5